Martin Engels über aktuelle Herausforderungen für kleine Zerspaner

Martin Engels über aktuelle Herausforderungen für kleine Zerspaner

Wichtig ist, das ideale Verhältnis zwischen Automatisierung einerseits sowie der nötigen Flexibilität und Prozessstabilität andererseits zu finden“, sagt Martin Engels. Er ist Geschäftsführer der Yamazaki Mazak Deutschland GmbH in Göppingen.

Automatisierung helfe kleineren Zerspanungsbetrieben, ihre Kapazitäten – trotz hoher Auslastung und Fachkräftemangel – auszubauen, sagt Martin Engels. Der Geschäftsführer von Mazak Deutschland erwartet eine weiterhin rasant steigende Nachfrage nach automatisierten Werkzeugmaschinen.

Herr Engels, seit einiger Zeit wird viel über Industrie 4.0 gesprochen. Wo sehen Sie die derzeit größten Herausforderungen, gerade für mittelständische Fertigungsbetriebe?

Ich halte Industrie 4.0 und die digitale Vernetzung auch für wichtige Themen. Allerdings haben sie aus meiner Sicht nicht die höchste Priorität. In meinen Gesprächen mit Kunden spüre ich immer wieder: Gerade im Mittelstand drückt der Schuh oft an ganz anderer Stelle. Viele Job Shopper, Teilefertiger oder auch Zulieferer arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen. Die drängendste Frage für sie lautet in der Regel: ‚Wie kann ich meine Kapazitäten schnell und zu vernünftigen Konditionen ausbauen? Und das trotz Fachkräftemangel!’ Meine Antwort: Mit Automatisierung und hoher Prozessstabilität. Im Idealfall erlaubt das die Produktion in mannlosen Nacht- und Wochenendschichten, im zweitbesten Fall lassen sich die Kapazitäten durch Mehrmaschinenbedienung zumindest deutlich erweitern.

Wie können die Betriebe ihre Prozessstabilität verbessern?

Der erste und nach wie vor wichtigste Aspekt sind hochwertige und zuverlässige Maschinen und Fertigungsmittel. Dann geht es darum, den individuell bestmöglichen Kompromiss zu finden zwischen vollständiger Automation und nötiger Flexibilität. Wichtig ist dabei, dass ein zu hoher Automatisierungsgrad unnötig komplexe Anlagen zur Folge hat, was wiederum die Zuverlässigkeit beeinträchtigen kann.

Worauf sollte man bei der Auswahl des Automationssystems besonders achten?

Wie gesagt: Wichtig ist, das ideale Verhältnis zwischen Automatisierung einerseits sowie der nötigen Flexibilität und Prozesssicherheit andererseits zu finden. Die Automation muss zum Teilespektrum passen. Mitunter bringt ein kleiner Beladeroboter schon große Fortschritte. In anderen Fällen kann es interessant sein, mehrere Maschinen an ein Be- und Entladesystem anzubinden. Entscheidend ist, dass es eine integrierte Steuerung für beide Systeme gibt. Und: Die Kosten für die Automation sollten in einem gesunden Verhältnis zum Wert der Maschine stehen. Als vernünftig würde ich bezeichnen, wenn die Automation etwa die Hälfte der Maschine kostet. Hier die jeweils passende Lösung zu finden, sehe ich als Teil der Beratungsleistung des Maschinenherstellers oder des Automatisierers.

Für welche Betriebe macht ein hoher Automatisierungsgrad Sinn?

Grundsätzlich für alle. Allein schon weil sich der Personalmangel in deutschen Fertigungsbetrieben weiter verschärfen wird und das wiederum zu steigenden Lohnkosten führt. Japan kämpft mit den gleichen Problemen. Dort kommt noch hinzu, dass es keine Zuwanderung gibt, die den Personalmangel mildern könnte. Insofern hat Mazak viel Erfahrung mit diesem Problem und der entsprechenden Beratung der Kunden. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass sich beispielsweise mit einem kompetenten und zwei weniger qualifizierten Mitarbeitern ein größerer Maschinenpark betrieben lässt.

Wie erleben Sie den Automatisierungsstand bei kleinen und mittleren Unternehmen?

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